«Ein «magic man» bin ich nicht»

Vergangene Woche hat der TV Dagmersellen sein Training im Hinblick auf die neue Saison wieder aufgenommen. Der neue Trainer Martin Prachar (39) zu seinem Team und seinen kurz- und mittelfristigen Zielen.

von Renato Cavoli

Der Sommer steht vor der Türe. Die Jahreszeit also, welche Fans und andere Interessierte nur ganz bedingt mit Handball verbinden. Doch Trainer denken da natürlich anders. Nur wer im Sommer säe, habe im Herbst und Winter mit Punkten und Siegen die Aussicht, auch ernten zu können. «Es ist eigentlich ganz einfach», sagt Martin Prachar. «Nach dem Abstieg in die 2. Liga beginnt beim TVD ein neues Kapitel. Der Mannschaft fehlte zuletzt das Selbstvertrauen. Mit jeder Niederlage wurde auch das Nervenkostüm und damit der Glaube an sich selbst, etwas kleiner. Und das haben die Gegner, wie wir mittlerweile wissen, ausgenützt.»

So, das soll es denn mit dem «Blick zurück» auch bereits gewesen sein. Prachar, der ehemalige, 42fache tschechische Internationale und EM-Endrundenteilnehmer, will lieber nach vorne schauen . «Ich habe einen sehr familiär geführten Verein vorgefunden. Und auch die Spieler untereinander haben einen fast schon familiären Umgang miteinander. Man kennt sich. Über den Handballsport hinaus.»

«Das Potenzial ist da»

Die ersten Eindrücke des als back-up nach wie vor beim NLA-Verein Suhr Aarau engagierten, 204 Centimeter grossen Abwehrspezialisten, tönen zwar durchaus positiv. Doch Prachar weiss, dass allein mit «familiärem Umgang» noch keine Spiele gewonnen werden. «Die Mannschaft will wieder siegen, sie will wieder Erfolg haben, das spürte ich schon in den ersten Trainings. Doch Siege holt in aller Regel nur, wer zuvor im Training gezielt und konzentriert gearbeitet hat. Und mit den Siegen kommen dann auch der Spass und das Selbstvertrauen zurück. Das Potenzial», so Martin Prachar weiter, «ist da. Die Trainings sind die Basis, um dieses Potenzial auch wieder konstant abrufen zu können. Aber wir haben viel Arbeit vor uns. Der TVD ist meine erste Trainerstation bei den Aktiven. Eine echte Herausforderung. Ich unterschätze diese Aufgabe nicht.» Aber er sei bereit, alles zu tun, um den TV Dagmersellen wieder in die Erfolgsspur zurückführen zu können.

Der TVD trainiert derzeit dreimal pro Woche, dazu ist auch individuelles Krafttraining angesagt. «Und wir wollen zusätzlich auch zweimal pro Monat am Samstag trainieren», sagt Prachar, der aber im Juli sich und dem Team auch drei Wochen Sommerferien gönnt. «Das ist wichtig, um nachher mit aufgeladenen Batterien die zweite Phase der Saisonvorbereitung in Angriff nehmen zu können.»

Einfach, und doch so schwierig»

Martin Prachar trainierte in Suhr zuletzt praktisch jeden Tag. Dieses Pensum wird er in Zukunft reduzieren. «Ich will und werde für den TVD genügend Zeit haben», sagt der Mann, der 18 Jahre lang als Profi gespielt hat. Aber Handball sei, gerade was das Finanzielle angehe, nicht mit Fussball zu vergleichen. «Ich habe als Profidaneben  auch oft noch in einem zivilen Job gearbeitet.»

Der Handball ist sein Leben. Das spürt, wer Martin Prachar gegenübersitzt und ihm zuhört. Seine Philosophie von gutem und erfolgreichem Handball tönt einfach. Und ist doch so schwierig umzusetzen. «Wir müssen sehr gut verteidigen und dann mit Tempo und Präzision im Angriff ebenso präsent sein. Ich bin kein magic man. Das wissen die Verantwortlichen. Wunder dürfen sie auch von mir keine erwarten. Aber ich verspreche, dass ich alles für den TVD geben werde.»

Martin Prachar hat ein neues Kapitel in seiner Handball-Laufbahn aufgeschlagen. Zuletzt war es aber nicht unbedingt auf der sportlichen Schiene etwas gar hektisch in seinem Leben. «Meine Frau Romana und ich sind vor zweieinhalb Monaten stolze Eltern der kleinen Ema geworden. Und dann stand auch noch der Umzug in eine andere Wohnung auf dem Programm.»

Keine Angst: Zu ruhig wird es im Leben von Martin Prachar auch in naher Zukunft nicht werden. Dafür sorgt zum Beispiel die im September beginnende neue Saison. «Es wird nicht einfach. Aber wir tun alles, um von Beginn weg bereit zu sein.»