Handball 1. Liga
TV Dagmersellen – STV Willisau 27:26 (10:14)
Der erste Derbysieg der laufenden Saison geht an den TV Dagmersellen. Und das, obwohl die Wiggertaler am Samstagabend fast die komplette Spielzeit über im Rückstand lagen. Am Ende aber setzten sie sich wie vor acht Monaten mit einem Tor Vorsprung durch.
Von Patrik Birrer
Die Vorzeichen für den TV Dagmersellen vor dem Derby gegen den STV Willisau standen nicht gerade günstig. Mit Dominik Sommer (er hat sich entschieden, künftig nur noch für die 2. Mannschaft aufzulaufen), sowie Yassine Ben Mustapha und Andrin Huber (beide verletzt) fehlten drei wichtige Spieler. So stellte sich die Frage, ob die vielen jungen Akteure die entstandenen Lücken würden füllen können; zumal in der besonderen Derby-Atmosphäre.
In der Startphase zumindest gelang dies nicht: Die Willisauer legten los wie die Feuerwehr und führten nach weniger als zweieinhalb Minuten bereits mit 4:1. In der Offensive zog Spielmacher Leon Schacher die Fäden und insbesondere David Mühle (er erzielte fünf der ersten acht Willisauer Tore) glänzte als kaltblütiger Vollstrecker. Doch die Dagmerseller liessen sich nicht einschüchtern. Nach nervösem Beginn und einigen überhasteten Aktionen bissen sie sich in die Partie. Und nach knapp 14 Minuten brachte Matteo Riedweg den TVD wieder auf 7:8 heran. Trotzdem lagen die Vorteile weiterhin aufseiten der Willisauer. Obwohl sie sich in der Offensive nun etwas schwerer taten und einige Gelegenheiten ausliessen, hatten sie das Geschehen weiterhin im Griff. Die Dagmerseller hielten so gut es ging dagegen. Bester Beleg dafür waren die letzten Sekunden der ersten Halbzeit: Zunächst vergab Willisaus Kreisläufer Brian Büchli eine gute Chance auf das 9:15. Im direkten Gegenzug traf Ramon Döös zwei Sekunden vor der Sirene zum 10:14. Ein Resultat, das den Dagmersellern zumindest noch etwas Hoffnung liess.
Schöpfer (fast) unüberwindbar
Doch auch nach Wiederanpfiff agierten die Willisauer zunächst bestimmter. Nach einer frühen Strafe gegen den TVD erhöhten sie den Vorsprung rasch auf 16:10 und auch nach 34 Minuten führten sie mit sechs Toren (18:12).
Im Rückblick ist es schwierig, einen einzelnen Moment auszumachen, in dem das Derby kippte. Doch die Geschehnisse in der 37. Minute liessen definitiv einen Ruck durch TVD-Team und -Fans gehen: Goalie Nik Schöpfer wehrte innert Sekunden einen 7-Meter sowie den Nachschuss von Dominik Scherrer ab. Im Gegenzug traf Christian Rüegger und nach einer weiteren Parade Schöpfers sowie einem perfekten Zuspiel des TVD-Goalies auf Yves Hofer stand es plötzlich «nur» noch 15:18. Doch einfach alles lief auch in dieser Phase nicht für das Heimteam: Statt zum 19:21 traf TVD-Kreisläufer Rayen Ben Moussa wenig später in Überzahl nur den Pfosten und so führten die Gäste nach 44 Minuten und einem Penalty von Leon Schacher wieder mit 18:22.
Ruhe kehrte deswegen aber nicht ein. Der Lärmpegel blieb hoch und das umkämpfte Geschehen wurde mit jeder Minute wilder. Die Willisauer fanden in dieser Phase kaum mehr einen Weg an TVD-Goalie Nik Schöpfer vorbei. Der Routinier packte eine Parade nach der anderen aus und blieb während fast zehn Minuten unbezwungen. Zwar gelangen auf der anderen Seite dem mittlerweile eingewechselten Andreas Schmidli ebenfalls starke Abwehraktionen. Doch er konnte nicht verhindern, dass die Dagmerseller exakt zehn Minuten vor Schluss durch Elia Steiger wieder ausglichen (22:22).
Riedweg mit der Entscheidung
Die Schlussphase war an Dramatik nicht zu überbieten. Leon Schacher brachte sein Team dreimal in Folge wieder in Führung, doch die Dagmerseller glichen jeweils wieder aus. Und 80 Sekunden vor Schluss gingen sie durch Vitus Hodel erstmals überhaupt (!) in Führung. David Mühle egalisierte den Spielstand noch einmal, doch dann hatte Matteo Riedweg seinen grossen Auftritt. Bedingt durch die personelle Situation hatte der 18-Jährige im TVD-Rückraum quasi durchgespielt und obwohl ihm längst nicht alles gelungen war, übernahm er in der entscheidenden Phase Verantwortung. Und wie: 20 Sekunden vor Schluss schoss er den TVD zum Sieg. Dies nach einem Spielverlauf, der jenem des letzten Derbys vor acht Monaten verblüffend ähnlich war.
Während sich überglückliche Dagmerseller von ihren Fans feiern liessen, herrschte bei den Gästen riesige Enttäuschung vor. «Es ist brutal bitter nach so einem Spiel auf diese Weise zu verlieren. Aber wir haben es selbst vermasselt», meinte Leon Schacher selbstkritisch. Auf der anderen Seite rang der junge TVD-Flügelspieler Elia Steiger nach seinem ersten Derbyeinsatz und seinen ersten Derbytoren um Worte. «Die Stimmung war beeindruckend. Obwohl es lange nicht für uns lief, haben wir nie aufgegeben. Es ist grossartig.» Ramon Döös lobte ebenfalls den Kampfgeist seines Teams. «Nun müssen wir diese Bereitschaft auch in den anderen Partien auf den Platz bringen.» Gross war die Freude auch beim TVD-Trainerduo Thomas Graber und Angela Dolder. «Die schwierige Personalsituation hat uns alle noch ein bisschen näher zusammenrücken lassen. Es war letztlich eine reine Willensleistung», meinte Graber. Und Angela Dolder fügte an: «Für ihren Einsatz und ihre Kampfbereitschaft haben die Jungs ein grosses Kompliment verdient.»
Nun das Gnagiessen mit dem Spiel gegen Kriens/Emmen
Gleich mit einem nächsten Höhepunkt der Saison geht es am nächsten Samstag, 15. November weiter. Zu Gast in der Chrüzmatt ist das junge Team der SG Kriens-Emmen (Spielbeginn: 18.00 Uhr). Ein Gegner, der in Reichweite der Dagmerseller liegt, sowieso am traditionellen Gnagiessen, das danach zum 36. Mal stattfindet. Hopp TVD!
Spieltelegramm: Chrüzmatt Dagmersellen – 410 Zuschauer – SR: Kiefer/Lorenzen – Strafen: TVD 2×2, Willisau 4×2 Min. –– TVD: Fiedler/Schöpfer; Steiger (3), Hodel (1), Rüegger (1), Oggier (9/1), Riedweg (5), Ramon Döös (3), Hofer (4/3), Luca Döös, Ben Moussa (1), Jonas Häfliger (1). – STV Willisau: Mehr/Kunz/Schmidli; Mark Büchli (2), Lustenberger (1), Tolusso, Leon Schacher (6/4), Alexander Schacher (2), Lutz, Minder, Grüter (2), Scherrer (3/2), Mühle (8), Lienhart (1), Brian Büchli (1).
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Hauptrunde – M1-02 – Handball Schweiz