«Ligaerhalt ist realistisch und machbar»

«Ligaerhalt ist realistisch und machbar»

Morgen Samstag beginnt für den TV Dagmersellen die erste Saison nach der schnellen Rückkehr in die 1. Liga. Flavio Theiler, einer der Routiniers und Leistungsträger, ist von den Qualitäten seines Teams überzeugt.

von Renato Cavoli

Topmotiviert, «grosse Vorfreude» und Realismus, was die primäre Zielsetzung angeht: Das alles hört heraus, wer sich kurz nach dem Trainingslager in Pilsen (Tschechien), der Heimat von Cheftrainer Martin Prachar, mit dem 28-jährigen Flavio Theiler unterhält. «Wir wissen alle, dass es in der 1. Liga um einiges intensiver, härter und schneller zu- und her geht als in der vergangenen 2.-Liga-Saison. Aber wir können nach den letzten drei, vier Wochen der langen Vorbereitungszeit auch sagen, dass wir gut unterwegs sind, dass der Ligaerhalt ein realistisches und für uns machbares Ziel ist.»

So weit Flavio Theilers Einschätzungen vor der Rückkehr in jene Liga, in der sich der TVD wieder etablieren will. Und das nach einem Jahr, das den 2.-Liga-Meistertitel, den regionalen Cupsieg und den schnellen Wiederaufstieg brachte.

Die Goalies

«Die letzte Saison werden wir nicht toppen und auch nicht wiederholen können. Das ist klar. Und betrachtet man den gerade für einen Aufsteiger alles andere als einfachen Modus, dann müssen wir uns auf eine schwierige und lange Saison einstellen. Aber», so Flavio Theiler weiter, «auch wenn wir uns erst im allerletzten Spiel retten sollten – wir sind bereit, diesen Weg mit der letzten Konsequenz zu gehen.» Die Mannschaft sei gerade im viertägigen Trainingslager, das am Dienstag dieser Woche endete, noch näher zusammengerückt. Die neuen Spieler hätten sich toll integriert und man könne auf ein sehr starkes Goalie-Duo bauen. «Zwei so gute und erfahrene Torhüter wie wir sie mit Rückkehrer Ramon Häller und Neuzuzug Nick Schöpfer haben, können wohl nur die wenigsten 1.-Liga-Teams vorweisen.»

Der Modus

Der TVD wird die beiden Goalies und davor eine starke und verlässliche Abwehr brauchen. So viel steht fest. Denn der Modus ist tatsächlich happig.

Phase 1 mit Vor- und Rückrunde von Ende August bis Weihnachten 2019. Das ergibt 14 Spiele für jede der acht Mannschaften. Nur Platz 1 und 2 sind berechtigt, im neuen Jahr die Aufstiegsrunde zu bestreiten. Die restlichen sechs Teams nehmen die Abstiegsrunde in Angriff.

Phase 2 (Januar bis Ende April 2020) mit Aufstiegsrunde und total acht Mannschaften. Die ersten Zwei steigen auf.

In der Abstiegsrunde (gleicher Zeitraum) gibt es vier mal sechs Teams, aufgeteilt in drei Gruppen à acht Teams. Die beiden Letzten pro Gruppe steigen ab.

Der Cup-Coup

Beim TVD zeigt man sich mit dem Trainingslager und den letzten Trainingswochen sehr zufrieden. «Wir konnten intensiv an den Automatismen arbeiten.» Flavio Theiler denkt, dass er und seine Teamkollegen jetzt auf den Punkt bereit sind, die Herausforderung 1. Liga anzunehmen.

Vor dem Trainingslager überraschte der TV Dagmersellen im Auswärts-Cupspiel gegen Nyon. Nach über zwei Stunden Autofahrt an einem Dienstagabend besiegte man die Romands nach Verlängerung mit 26:25. «Das habe ich tatsächlich nicht unbedingt erwartet», so Flavio Theiler. «Aber wir haben uns gesagt, wenn wir schon so weit reisen müssen und dann erst sehr spät wieder nach Hause zurückkehren, dann wollen wir wenigstens alles versuchen, um eine Runde weiterzukommen. Das gelang uns dank einer guten Teamleistung und einem sehr starken Ramon Häller im Tor.»

Die Transfers

Die TVD-Verantwortlichen wollten sich auf die neue Saison vor allem im Rückraum, verstärken. «Doch wir wurden leider nicht fündig. Solche Spieler werden von vielen Teams gesucht und der Markt gibt diesbezüglich eher wenig her», sagt Sportchef und Co-Trainer Silvan Graf. «Aber wir vertrauen unserem Kader und glauben, dass wir auch so gute Chancen haben, die Ziele in der 1. Liga zu erreichen.»

Davon ist auch Flavio Theiler überzeugt. «Klar, hätten wir uns über einen starken Shooter im Rückraum gefreut. Aber wir haben mit Luca Peter von Willisau und dem wendigen und technisch beschlagenen, erst 19-jährigen Simon Hofstetter, der zuletzt bei der SG Pilatus spielte, zwei neue, junge und sehr interessante Akteure zur Verfügung.»

Überhaupt will man in Dagmersellen den jungen Spielern genügend Einsatzmöglichkeiten bieten, wie Flavio Theiler und Silvan Graf betonen. «Talente wie Alain Glur, Ramon Döös oder Andrin Huber sollen gerade in der ersten Phase der Meisterschaft weiter Erfahrungen sammeln können, damit sie, wenn es in die entscheidende Phase geht, Verantwortung übernehmen können.»

Der Fitnessstand

Realistisch betrachtet wird der TVD beim vorliegenden Modus wohl kaum um die Abstiegsrunde herumkommen. «Als Aufsteiger ist man in keinem Spiel der Favorit. Wir wollen aber alles daran setzen, den Ligaerhalt so früh wie möglich zu sichern», gibt sich Flavio Theiler kämpferisch.

Logisch, dass einem Routinier wie Flavio Theiler da eine ganz wichtige Rolle zukommt. Ende der vergangenen Spielzeit liess der Ur-Dagmerseller offen, ob er eine weitere Saison anhängen wird. Seine Problemzonen, die Hüften, schmerzten im Saisonfinish doch mehr als «normal». «Aber die lange Sommerpause hat mir gut getan. Und jetzt fühle ich mich wieder bereit. Ich will dem Team auf dem Feld helfen», sagt Flavio Theiler. Ein erstes Mal morgen Abend, wenn der TVD mit dem Auswärtsspiel in Emmen (siehe unten) in die neue Saison startet.

Ohne Druck gegen den NLB-Absteiger

Handball, 1. Liga der Männer
Gruppe 3, Samstag, 18 Uhr
Rossmoos-Halle, Emmen

HB Emmen – TV Dagmersellen

Gleich zum Auftakt der neuen Saison bekommt es der TVD mit NLB-Absteiger Emmen zu tun. «Wir freuen uns auf dieses Spiel», sagt Sportchef und Co-Trainer Silvan Graf.

«Als Aufsteiger ist unsere Rolle in der kommenden Saison gegeben», sagt Silvan Graf, der das Team erneut zusammen mit Martin Prachar betreuen wird. «Wer mit den beiden NLB-Absteigern Emmen und Altdorf in einer Gruppe eingeteilt ist, dazu Gegner vom Kaliber eines KTV Muotathal oder der SG HV Olten vor sich hat, der weiss, was es geschlagen hat.» Doch eines will der ehemalige Dagmerseller Fanionteamspieler betont haben: «Wir haben genügend Selbstvertrauen, um uns in jedem Spiel etwas zuzutrauen. Auch in Emmen, obwohl gerade diese Mannschaft, trotz zahlreicher Abgänge, erneut über ein sehr schlagkräftiges, individuell gut besetztes und breit aufgestelltes Team verfügt. Wir wollen und werden unsere Aufgabe aber mit viel Elan und Spielfreude anpacken. Wir dürfen gewinnen, aber wir müssen nicht unbedingt. Das vermindert den Druck und kann durchaus auch Kräfte freisetzen.»

Silvan Graf spricht vor allem als Sportchef , wenn er sagt: «Partien in der jetzigen Phase der Meisterschaft und gegen Gegner wie Emmen sind gute Möglichkeiten für unsere jungen Spieler. Hier können sie sich auch etwas zutrauen.» Der TVD sei auf seine jungen Spieler auch in dieser Saison angewiesen. «Wir werden sie brauchen. Die Meisterschaft ist lang. Wir können ja nicht nur mit unseren Routiniers durchspielen.» Zudem werde mit Lukas Renggli im späteren Verlauf der Meisterschaft ein erfahrener Spieler wegen eines Auslandaufenthaltes länger fehlen.

Für den Match gegen Emmen fehlt Fabian Wyss verletzungsbedingt. Ansonsten können Martin Prachar und Silvan Graf personell aus dem Vollen schöpfen.» rec.

Die Teams. 1. Liga, Gruppe 3: KTV Muotathal, HB Emmen, SG HV Olten, TV Dagmersellen, TV Muri, HB Wohlen, HC KTV Altdorf, HC Kriens.

Die Startrunde: TV Muri – HC Kriens (Sa, 16 Uhr). SG HV Olten – HB Wohlen (Sa, 16 Uhr). HB Emmen – TV Dagmersellen (Sa, 18 Uhr). KTV Muotathal – HC KTV Altdorf (Sa, 19 Uhr).