Obwohl in der letzten Saison sportlich abgestiegen, kann die 1. Mannschaft des TV Dagmersellen auch in der Spielzeit 2025/26 in der 1. Liga antreten. Diese Chance wollen die Wiggertaler packen und die Wiederholung dieses Szenarios unbedingt verhindern. Das grosse sportliche Ziel bleibt der Klassenerhalt.
Von Patrik Birrer
Nach einer schwierigen Saison und einem extrem knappen Ausgang der Abstiegsspiele hatten sie sich beim TV Dagmersellen wohl oder übel mit dem Gedanken an (mindestens) eine Spielzeit in der 2. Liga anfreunden müssen. Doch vier Wochen nach der bitteren Niederlage in Frick kam quasi aus heiterem Himmel die Rettung. Weil sich Kreuzlingen aus der höchsten Liga zurückzog und dadurch einen ganzen Rattenschwanz an neuen Konstellationen in den tieferen Ligen auslöste, erhielt der TVD seinen Platz in der 1. Liga zurück.
So starten die Dagmerseller morgen Samstag unter dem Trainerduo Angela Dolder/Thomas Graber mit dem Auswärtsspiel gegen die HSG Siggenthal/Baden-Endingen (siehe unten) in eine weitere 1.-Liga-Saison. Sowohl Angela Dolder als auch Thomas Graber hätten ihr Amt aber auch ausgeführt, wenn sich am Abstieg nichts geändert hätte. «Obwohl wir den Ligaerhalt ganz knapp verpasst hatten, sah ich im Verlauf der vergangenen Saison doch einige gute Entwicklungen», blickt Angela Dolder zurück. «Deshalb wollte ich die begonnene Arbeit mit dem Team nicht schon nach einem Jahr wieder beenden. Ausserdem fühle ich mich im Verein sehr wohl und mein Engagement lässt sich ideal mit meinen Verpflichtungen Zuhause und im Job vereinbaren», so die 42-jährige, ehemalige Internationale, die in Trimbach SO wohnt.
Die Deckung stabilisieren
Nachdem sie vergangene Saison als Assistenztrainerin des aus beruflichen Gründen zurückgetretenen Philipp Zimmerli geamtet hatte, bildet Angela Dolder nun mit dem in Uffikon wohnhaften und beim TVD sowie in Handballkreisen weit darüber hinaus bestens bekannten Thomas Graber ein gleichberechtigtes Trainerduo. «Natürlich mussten wir uns und unsere Arbeitsweise zuerst kennenlernen. Aber die Zusammenarbeit hat schnell sehr gut funktioniert», sagt der 57-Jährige, der zuletzt sehr erfolgreich verschiedene Nachwuchsteams der SG Pilatus trainiert hatte. «Ausserdem sind wir beide offen für Anregungen des jeweils anderen. Beide versuchen, ihre Stärken einzubringen. Entscheidend ist dabei die Kommunikation.» Angela Dolder pflichtet dieser Einschätzung bei. «Wir haben ähnliche Vorstellungen von der Art, wie wir Handball spielen wollen. Das ist nicht zuletzt für die Spieler sehr wichtig.»
Wo sich der TVD im Vergleich zur Vorsaison steigern muss, liegt für das Trainerduo auf der Hand: «Die grössten Defizite hatten wir in der Deckung», sagt Angela Dolder. «Und wenn es in der Abwehr harzt, ist es auch für die Goalies schwierig, zu brillieren.» Thomas Graber fügt an: «In der Deckung geht vieles über die Einstellung. Entscheidend ist der Wille, etwas bewegen und kämpfen zu wollen. Kämpfen kannst du immer, auch wenn es offensiv vielleicht nicht nach Wunsch läuft.» In der Vorbereitung hätten diesbezüglich vor allem die jungen Spieler erfreuliches Engagement gezeigt.
Die Jungen fördern und doch routiniert agieren
Apropos junge Spieler: Diese sollen in der neuen Saison zu mehr Einsatzzeit kommen. «Die Bereitschaft bei den Vereinsverantwortlichen mit eigenen, jungen Spielern in die Zukunft zu gehen, war ein Hauptgrund für meine Rückkehr zum TVD», erklärt Thomas Graber. Sie hätten einige talentierte Nachwuchsspieler im Kader. «Aber für ihre weitere Entwicklung müssen sie sich jetzt im Aktiv-Handball beweisen können.» Nach dem am «grünen Tisch» rückgängig gemachten Abstieg dürfte die Umsetzung dieser Bestrebungen allerdings deutlich anspruchsvoller werden als eine Liga tiefer. «Das ist so. Aber wir wollen uns nicht beklagen und nehmen diese Herausforderung gerne an. Die Freude über den Verbleib in der 1. Liga ist bei allen riesig. Wir haben eine unerwartete Chance bekommen. Diese wollen wir nutzen», erklärt Angela Dolder.
Damit das klappen kann, müssen die Dagmerseller aber nicht nur in der Abwehr, sondern auch im Angriff zulegen. Zuletzt leistete sich das Team viel zu oft, viel zu viele, teils einfache technische Fehler. «Das müssen wir zwingend abstellen», fordert Thomas Graber. Und er hat eine klare Vorstellung davon, wie das gelingen soll. «Wir müssen mit Ball ruhiger, abgeklärter, routinierter spielen.» Dem Laien erklärt das der ehemalige NLA-Trainer beim TV Zofingen so: weniger Tempo, mehr Sicherheit. «Das bedeutet nicht, dass wir keinen Druck aufs Tor erzeugen wollen. Aber wir müssen unser Spiel unserem technischen Können anpassen und nicht Sachen probieren, für die unsere Fähigkeiten nicht reichen.»
«Nichts anderes als der Ligaerhalt»
Die Worte von Angela Dolder und Thomas Graber verdeutlichen es: Mit Hurra-Handball dürfen die TVD-Fans auch in der neuen Saison nicht rechnen. Viel eher dafür mit einem Team, das übers Kollektiv kommt, für jeden Gegner unangenehm sein und unablässig kämpfen will. «Das muss in jedem Spiel und gegen jeden Gegner die Grundlage sein», so Thomas Graber.
In personeller Hinsicht kam es beim TVD in der Sommerpause zu einigen Veränderungen: Elia Steiger, Luca Döös und Matteo Riedweg haben den Sprung aus der U19 zum Team geschafft, David Tschamper, Livio Häfliger und Nik Schöpfer stossen aus der 2. Mannschaft dazu. Ausserdem konnten Rayen Ben Moussa von den HSG EhrEndingen Celtics und der zuletzt pausierende und über NLB-Erfahrung verfügende Yassine Ben Mustapha verpflichtet werden. Dessen ungeachtet rechnen die Verantwortlichen erneut mit einer herausfordernden Saison. «Wir stellen uns wieder auf den Abstiegskampf ein. Für uns kann nichts anderes als der Ligaerhalt das Ziel sein», sagt Thomas Graber.
Mit den Eindrücken in der Vorbereitung ist das neue TVD-Trainerduo zufrieden. «Wir haben einige gute Ansätze gesehen. Aber wir haben immer noch die Tendenz, in alte Muster zu verfallen. Genau das gilt es zu verhindern», sagt Angela Dolder. Und Thomas Graber ergänzt: «Leider hatten wir zu viele Absenzen. Aber wenn die Jungs da waren, haben sie voll mitgezogen. Deshalb haben wir schon erste Schritte in die richtige Richtung gemacht. Aber wir sind noch weit davon entfernt, wie wir dereinst einmal Handball spielen wollen. Die Arbeit geht uns vorläufig sicher nicht aus.»
«Sie sollen sich ihre Tore verdienen müssen»
Handball 1. Liga – Qualirunde
Samstag, 30. August 2025; 17.00 Uhr
Sporthalle Obersiggenthal
HSG Siggenthal/Baden-Endingen –TV Dagmersellen
Von Patrik Birrer
Das Auftaktprogramm zur neuen 1.-Liga-Meisterschaft könnte aus Sicht des TVD gewiss einfacher sein. Mit der HSG Siggenthal/Baden-Endingen und dem KTV Muotathal treffen die Wiggertaler in den ersten beiden Spielen auf den Tabellenzweiten und -dritten der vergangenen Saison. Doch der neue TVD-Trainer Thomas Graber gewinnt dem Startprogramm auch Positives ab: «Vielleicht ist es gar kein Nachteil, gleich in dieser frühen Phase gegen diese Topteams anzutreten.»
In den jüngsten Partien gegen die HSG Siggenthal/Baden-Endingen gab es für die Dagmerseller gar nichts zu holen. Der letzte Sieg gegen die Aargauer datiert vom 30. April 2022, seither setzte es in den Direktduellen vier – teils heftige – Niederlagen ab. Nun beginnt morgen Samstag die neue 1.-Liga-Saison für den TVD just mit dem Gastspiel in Obersiggenthal. Die Rollen scheinen verteilt. Dem widerspricht der neue TVD-Trainer Thomas Graber nicht. Von Anfang an geschlagen geben würden sie sich aber sicher nicht. «Wir treffen auf einen individuell hervorragend besetzten Gegner, der gegen uns als klarer Favorit antritt. Aber wir haben nichts zu verlieren und werden versuchen, unsere Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.»
Ein absolutes Spitzenteam
Die Aargauer sind ein 1.-Liga-Spitzenteam. Die letzten beiden Spielzeiten schlossen sie auf den Rängen 2 und 1 ab. Nur die Krönung in den Aufstiegsspielen zur Nationalliga B blieb jeweils aus. Doch es gibt kaum Hinweise darauf, weshalb die HSG Siggenthal/Baden-Endingen heuer nicht wieder ganz vorne mitmischen sollte. Der TVD wird seine Punkte im Kampf um den Klassenerhalt nicht zwingend gegen Kontrahenten dieses Kalibers holen müssen. «Gleichwohl wollen wir mit einer guten Leistung starten und uns im Idealfall ein gutes Gefühl für den weiteren Saisonverlauf holen», sagt Thomas Graber. Der Matchplan baue auf einer stabilen Deckung auf: «Wir wollen möglichst lange gut verteidigen. Sie sollen sich ihre Abschlüsse und Tore verdienen müssen.» Ganz ähnlich dürfte das Grundrezept dann auch im ersten Meisterschaftsheimspiel der neuen Saison am Freitag, 12. September, gegen Muotathal lauten. Zuvor findet am Freitag, 5. September das Heimspiel in der Vorrunde des Schweizer Cups gegen die SG Horgen/Wädenswil statt. Und auch die Termine für die Derbys gegen den STV Willisau stehen bereits fest: Diese finden am Samstag, 8. November (in Dagmersellen) und am Samstag, 21. Februar (in Willisau) statt. pbi
Handball. 1. Liga, Gruppe 2: SG Horgen/Wädenswil – SG Kriens-Emmen (Sa, 15.30 Uhr). HSG Siggenthal/Endingen – TV Dagmersellen (Sa, 17 Uhr). SG Handball Seetal – SG TSV Frick (Sa, 20 Uhr).